Die Stadtverwaltung der israelischen Metropole Tel Aviv hat damit gedroht, Verleihern von E-Tretrollern die Lizenzen zu entziehen. Problem sind die Verstöße der Nutzer gegen Verkehrsregeln. Kleiner Abriss, was dort inzwischen los ist, wobei die Stadt auf eine längere Erfahrung mit den Fahrzeugen zurückblicken kann.
Ich gestehe, ich bin nicht (mehr) so ganz neutral, muss ich doch hier im Blog leider über die Schattenseiten des von Andreas Scheuer ausgelösten E-Tretroller-Problems berichten, statt über neue Fahrzeuge und sinnvolle Nutzung bloggen zu können. Es gibt im Volksmund den Spruch 'es geht der Krug solange zum Brunnen bis er bricht'. Genau das passiert momentan allerorten.
(eScooter, Symbolbild, Quelle: Pexels, Magda Ehlers, freie Nutzung)
Tel Aviv hat ein eScooter-Problem
Die israelische Stadt wird von eScooter-Propagandisten als das Mekka für das Sharing-Modell gepriesen.
Durch die rosa Brille
Vor einigen Wochen stieß ich auf einen Tweet eines Zeitgenossen, der sich indirekt darüber beschwerte, dass in Deutschland alles in Sachen eScooter reglementiert und schlecht geredet / geschrieben würde.
Typisch deutsche Diskussion, wie es sie auch gab als Handys aufkamen. Bin gerade in Tel Aviv, dort sind auf den Radwegen mehr als 60% EScooter, 25 % E-Bikes, der Rest normale Fahrräder und ein paar E-Skateboards. Funktioniert unkompliziert.
— AkiMz (@AchimDoh) July 6, 2019
Bei der Recherche zum Blog-Beitrag bin ich auf mehrere Tweet gestoßen, die in die gleiche Kerbe hauen 'jung, naiv und rosa Brille auf'.
Entdecke gerade e Scooter u e Bikes in Tel Aviv- jung u alt sind damit unterwegs- scheint ein perfektes Fortbewegungsmittel zu sein! Warum mögen Sie es nicht?
— Angelika Rohrleitner (@arohrleitner1) June 18, 2019
Das Zusammenleben mit #EScooter funktioniert in Tel Aviv ganz hervorragend, die Leute gleiten rücksichtsvoll und gleichmäßig durch eine Stadt die auch vor Autos, Fußgängern und Radfahrern überläuft.
Da darf man auch Fußgängerzone und Radweg damit befahren.
— CaptainOnTheBridge (@itnopred) April 3, 2019
Es hätte allerdings auch alles früher kommen können, meinen einige Händler und Experten. Denn in vielen Ländern sind #Escooter schon länger Standard wie in Washington, Tel Aviv, Paris oder Madrid. pic.twitter.com/NFOuiCE7Dg
— Jan Koch (@janvkoch) February 5, 2019
Der n-tv-Beitrag hier bringt zwischen den Zeilen die Botschaft: 'In Israel wird nicht lange gefackelt, die machen einfach'. Klar, es wäre super, wenn es denn so wäre, wie diese Zeitgenossen glauben, festgestellt zu haben.
Die Schattenseiten – und Gegenmaßnahmen
Man muss nur genauer hinschauen. Leider haben die obigen Protagonisten dann Meldungen wie diese übersehen.
Tel Aviv:
* "13.000 Strafzettel für E-Scooter-Vergehen" [seit Jahresanfang]
* 1.000+ E-Scooter & -Fahrräder beschlagnahmt [letzte 2 Monate]#EScooter #TelAvivWie läufts in #Wien?https://t.co/msE6Te7mwq
— Markus Mitterauer (@mamittera) July 12, 2019
Klingt nicht so nach 'unkompliziert' und der nachfolgende Tweet lässt einen Fußgänger zu Wort kommen.
Ich war gerade in Tel Aviv. Da haben #ERoller frei Bahn und es gibt Unmengen davon. Als Fußgänger ist man ständig in Angst, umgefahren zu werden, als Autofahrer, dass man einen Scooter umnietet. Da ist schon noch Regulierungsbedarf.
— 50plus (@fuffzigplus) June 16, 2019
Die Stadtverwaltung von Tel Aviv greift jetzt zu drastischen Maßnahmen, um das Problem in den Griff zu bekommen.
Beschlagnahmt! Über 1000 Roller und Räder (Bird, Lime, Mobike und Co) sind von der Stadt Tel Aviv bisher einkassiert worden. Zum Beispiel, weil sie falsch geparkt wurden. Über die Kehrseiten des E-Scooter-Booms hat mein Kollege auch hier berichtet: https://t.co/UnHoJVYdOY https://t.co/cZbJ0xEVSg
— Benjamin Hammer (@HammerARD) July 12, 2019
Da werden die Fahrzeuge beschlagnahmt, weil sie falsch geparkt wurden – echte Schattenseiten. Das war im Juli 2019. Jetzt gibt es den nächsten Schritt:
Die Stadtverwaltung von Tel Aviv hat #EScooter‐Unternehmen damit gedroht, ihnen die Lizenz zu entziehen. #Elektroroller #Israel https://t.co/ClF050eswE
— Jüdische Allgemeine (@JuedischeOnline) September 3, 2019
Der verlinkte Artikel greift es auf: Die Stadtverwaltung droht den Verleihern ihre Lizenzen zu entziehen, wenn diese die Verkehrsverstöße ihrer Kunden nicht in den Griff bekommen. Dabei hat Tel Aviv wohl so um die drei Jahre Erfahrung mit dem Phänomen eScooter. Kann noch heiter werden – und da faseln Leute von 'unkompliziert'. Ich schätze, bezüglich des eScooter-Sharing ist 'der Krug längst in den Brunnen gefallen' – es geht nur noch darum, den Schaden zu begrenzen, bis der Hype vorbei ist und die Anbieter pleite sind. Aber es gibt auch andere Städte, die reagieren.
Mailand verbietet eScooter nach Unfall
Die italienische Stadt Mailand zieht drastische Konsequenzen aus einem schweren Unfall. E-Roller von Verleihern werden bis auf weiteres in der Stadt verboten. Dieses Verbot ist solange geplant, bis sich die Stadt mit Hinweisschildern etc. genügend vorbereitet hat. Ich hatte im Beitrag Mailand verbietet nach Unfall eScooter berichtet.
Paris verschärft die Regeln
Auch in Paris führen die eScooter zu Chaos auf den Straßen. Die Stadt führt drastische Regeln und Strafen ein, um dem Chaos Herr zu werden. Ich hatte u.a. im Beitrag Paris führt seit Juni 2019 drastische Regeln für E-Roller ein berichtet.
Hat Andreas Scheuer gut hingekriegt, lässt sich nur noch durch das Maut-Desaster toppen. Aber Hauptsache hipp, die Scherben räumen wir später weg.
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