Wie ist das eigentlich mit dem "Älterwerden" – mehr Falten, mehr Zipperlein, dann die Rente und eigentlich alles Mist? Leben schon vorbei? Und Menschen, die jenseits der 50 als Senior betitelt werden, pflegen zu zucken oder weisen das empört zurück. Gegenthese: Älter werden kann ziemlich großartig sein. Und der Begriff "Senior" muss nicht negativ besetzt sein. Ach ja, auch einen Werbeslogan der Betonhersteller konnte ich im Blog-Beitrag noch unterbringen. Ein paar Beobachtungen und Gedanken zum Sonntag.
Hier im Blog und im eigenen Umfeld erlebe ich ja immer wieder, dass Menschen mit dem Älterwerden hadern. Auch der Begriff "Senioren", den ich ab 50+ verwende, scheint bei manchen Zeitgenossen erst weit jenseits der 80 angebracht.
Kleine Beobachtung meinerseits vor vielen Jahren: Als Autor zahlreicher Computerbücher setze ich mich schon mal in eine Buchhandlung und "spiele Mäuschen", sprich: Beobachte Menschen, die sich in der Computerbuchabteilung nach Literatur umsehen. Vor 10 Jahren gab es noch größere Computerbuchabteilungen – heute sieht das eher mager aus.
Was willst Du denn mit den Senioren?
Und auf den Tischen der Buchhandlung lagen Stapel an neuen Computerbüchern zu Windows aus. Auch dabei: Ein von mir verfasster Einsteigertitel aus der nicht mehr existierenden Markt+Technik-Reihe "Easy" zur damals neuen Windows-Version. Daneben lag ein Stoß "Windows – leichter Einstieg für Senioren"-Titel aus meiner Feder. Ein Kunde – ich schätzte ihn so um die 45 sah sich den Stapel an Windows-Einführungstiteln an, nahm welche zur Hand und blätterte, um an meinen beiden Titeln hängen zu bleiben.
Dabei war eine leichte Präferenz für den "Senioren-Titel" zu erkennen. Als seine deutlich jüngere Lebensgefährtin aufkreuzte, legte er den Senioren-Titel schnell auf den Stapel griff zu einem anderen Buch, legte dieses weg und ging zu einem anderen Regal, um in weiteren Computerbüchern zu blättern.
Nachdem die Partnerin wieder außer Sichtweite war, kam er zurück, um sich erneut dem Exemplar "Windows – leichter Einstieg für Senioren" zu widmen. Irgendwann kam die Partnerin zurück, ohne dass er dies bemerkte. Als Sie das Buch in der Hand des Mannes sah, meinte sie "Was willst Du denn mit den Senioren?". Worauf der Mann das Buch weglegte, sich auf dem Absatz umdrehte und den Laden mit der Partnerin im Schlepptau verließ.
Der Senior-Partner ist eine Ehrbezeichnung …
Also Phantomschmerzen mit dem Thema Senioren. Obwohl ich dies ziemlich seltsam finde. Ich zitiere mal Wikipedia:
Senior bezeichnet einen älteren Menschen, einen Menschen im Rentenalter oder Ruheständler. Ferner wird ein Ältester in einem Kreis, Kollegium oder Ähnlichem als Senior bezeichnet.
Der lateinische Begriff Senior steht für "älter" und der "Senior Consultant" oder "Senior Berater", der "Senior Partner", der "Senior Chef", das sind alles aufwertende Bezeichnungen. Nur im Umfeld der Älteren zuckt's beim Wörtchen Senior.
Noch schlimmer ist es, wenn man um oder jenseits der 50 über das Älterwerden spricht. Schnell kommen die Zipperlein auf's Tablett und auch die vielfältigen anderen Problemzonen. Dabei hat (wenn es gesundheitlich nicht allzu schlecht läuft) das Älterwerden auch seine guten Seiten. Man muss nicht mehr aufstehen und zur Schule gehen. Wer im Ruhestand ist, braucht nicht mehr zur Arbeit (es sei denn, es wurde eine Tätigkeit im Ruhestand angenommen). Und vieles ändert sich: mancher wird gelassener mit sich selbst, man muss sich nichts mehr beweisen oder beruflich was werden, kennt seine Stärken und Schwächen – und kann eigentlich das Leben genießen.
Beton, es kommt darauf an, was man daraus macht
Und jetzt fällt das Puzzle-Teil ins Bild. Ich bin beim Surfen im Internet auf den ze.tt-Artikel Die harte Wahrheit übers Älterwerden: Es ist ziemlich großartig gestoßen. Zum Hintergrund: ze.tt ist die "Jugendseite" von der Zeit Online. Der Artikel richtet sich also an die Jugend, die schon "Angst vorm Alter" hat. Beim Querlesen des Artikels dachte ich so bei mir: 'Verdammt, das passt doch' – auch wenn ich so jenseits 60+ segele und nach einem Sportunfall vor einem Jahr 'etwas gebeutelt' bin. Und dann fiel mir der Spruch aus der obigen Überschrift wieder ein, den man vor Jahren auf Betonmischfahrzeugen lesen konnte. Und wie sehen Sie das so?