Wir kennen es Alle: Es herrscht überall Arbeitskräftemangel – und auf dem Dorf sterben denn die kleinen (Lebensmittelläden). Vor einiger Zeit bin ich auf einen Bericht aus Norwegen gestoßen, der beschreibt, wie man dort die Läden auf dem Land mittels Digitalisierung und Fernsteuerung rettet und für lange Öffnungszeiten sorgt.
Vollautomatische Läden in Deutschland
Um dem Ladensterben auf dem Land in Deutschland entgegen zu wirken, gibt es diverse Initiativen. Einkaufsgenossenschaften, bestehend aus einer Dorfgemeinschaft, wo dann ein Dorfladen betrieben wird.
Und es gibt Konzepte für Läden mit kompletter Selbstbedienung, wie die Teo-Märkte von Tegut. Das sind sehr kompakte Läden, die während der Woche rund um die Uhr den Zugang zu einem ausgewählten Sortiment ermöglichen. Zugang bekommt man per EC-Karte oder die Teo-App. Gekauft wird über die Teo-App oder man scannt an der Selbstbedienungskasse. Anschließend bezahlt man digital (per EC-Karte oder App) an der Kasse. Es wird niemand an der Kasse benötigt, Regale werden stundenweise vom Personal aufgefüllt.
Das Konzept in Norwegen
Auch in Norwegen gibt es das Problem des Arbeitskräftemangels, und auf dem Land sterben auch die Läden. Daher setzen die Gemeinden dort ebenfalls auf vollautomatisierte Läden, wo kein Personal an der Kasse benötigt wird. So kann der Laden rund um die Uhr geöffnet bleiben – die Regale werden zu bestimmten Zeiten nachgefüllt.
Kunden scannen am Ladeneingang eine Kredit- oder Debitkarte oder ihr Handy und erhalten so Zugang zum Laden, auch wenn kein Personal anwesend ist. Im Laden werden die Regale durch Kameras überwacht (um Diebstahl vorzubeugen). Die Einkäufe scannt man an einem Self-Service-Terminal, wie man dies auch bei deutschen Supermärkten kennt. Dann zahlt man per EC- oder Kreditkarte oder Handy und bekommt einen Bon mit Barcode, um aus dem Laden wieder raus zu kommen.
Die Läden nennen sich beispielsweise "delvis fjernbetjente butikk" – den Namen kann man auch ohne norwegisch irgendwie verstehen. delvis dürfte der Name des Inhabers sein, fjernbetjente steht für Fernbedienung, und butikk ist der Begriff für einen kleinen Lebensmittel- und Gebrauchtwarenladen (Shop, Laden). Das Konzept aus Norwegen für die ferngesteuerten Läden ist in diesem Artikel etwas detaillierter beschrieben.
Wat en Buddigg …
Und nun noch ein kleiner Ausflug in meine ursprüngliche Heimat, wo ich geboren wurde, und wo mir der Begriff "Buddigg" irgendwie untergekommen war. Geboren bin ich in der Eifel und spreche, genau wie meine Frau Moselfränkisch, was mit dem Luxemburgischen nahe verwandt ist.
Mir war beim Begriff butikk sofort klar, was gemeint sein dürfte – denn etwas ähnliches ist mir vor etwa 10 Jahren untergekommen. Meine Geschwister und ich hatte die Äcker und Wiesen der verstorbenen Eltern verkauft, und der Käufer, eine Person aus der Eifel, die ich schon von Schulzeiten kannte, erwähnte, dass seine Mutter Samstags vom Hof mit der Tasche in den "Buddigg" im nahen Ort gegangen wäre. Dort habe sie die Eier vom Hof gegen Lebensmittel, die sie auf dem Hof brauchte, eingetauscht. War mir neu, dass so ein Laden "Buddigg" genannt wurde – ich hatte auch keine Erinnerung an dieses Geschäft im betreffenden Ort.
Der Name dürfte sich von der französischen Boutique ableiten, woraus die Deutschen in der Eifel und im Saarland während der Zeit der französischen Besetzung Buddigg oder Buddikk gemacht haben.
Aber an dieser Stelle scheiden sich die Geister, was mit dem Begriff gemeint ist. Denn der bei uns in der Eifel gebräuchliche Spruch "wat han de en Buddigg" bezog sich nicht auf ein edles Kleidergeschäft, also eine Boutique, sondern auf etwas gänzlich anderes. Mir war der Begriff "Buddigg" eher für eine Misere in einer Familie oder einen Haushalt oder einen Hof als Zuschreibung geläufig, auf dem Chaos und Unordnung herrschte.
Bei der Recherche für diesen Artikel bin ich dann auf den Artikel Absturz auf Pfälzisch: Wie aus der „Boutique" die „Buddik" wurde aus der Pfalz gestoßen. Der Artikel befasst sich mit der Frage, woher Buddikk als Wort kommt und welche Bedeutungen es hat. Auch dort werden ähnliche Gedankengänge wie ich sie oben skizzierte, zur Bedeutung gewälzt. Und nun frage ich mich, ob einige Eifelaner, Saarländer oder Pfälzer nach Norwegen ausgewandert sind und dort die "butikk" eingeführt haben.





Nachtrag zur Etymologie: als waschechter Hugenottenberliner kennt man ja den Begriff "Budike". Um nicht abzuschreiben, hier wiki dazu:
https://de.wikipedia.org/wiki/Budike
Zum Thema: Auch ich lebe seit 20 Jahren in einem Ort mit Automatenversorgung und Tegut- Tonne. Nicht in Norwegen, sondern mitten in "Schland".
Mit dem Papst zusammen eine Boutique aufmachen, dürfte vielen Loriot-Kennern bekannt sein ;)
"Delvis" ist übrigens kein Name, sondern bedeutet "del-vis", teil-weise :)