Ich weiß nicht, wie es der Leserschaft geht, für mich soll ein PKW zuverlässig und wirtschaftlich zu benutzen sein. Mit der Wirtschaftlichkeit ist das so eine Sache – die Autohersteller glauben, den Kunden immer mehr Schnickschnack aufdrehen zu müssen, was den Preis treibt. Und am Ende des Tages leidet die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge.
Ich habe es in meinen Blogs in diversen Artikeln angedeutet: Die Entwicklung im Bereich PKWs läuft in meinen Augen in die falsche Richtung. Moderne Autos sind inzwischen rollende Computer, die die Besitzer bzw. Fahrer mittlerweile mit allen möglichen Features nerven. Hinzu kommt die Tendenz, dass die Hersteller glauben, immer mehr Schnickschnack in die Autos einbauen zu müssen. Edutainment-Systeme, Navigation mit Kartenupdates zu Mondpreisen, App-Anbindung, damit das Fahrzeug per App überwacht werden kann, und so weiter.
Software defined Vehicles
Kürzlich las ich eine Analyse, dass die Automobilhersteller unter fehlender Marge leiden und nur noch "Software defined Vehicles" (SDV) die Möglichkeit bieten, den Kunden Geld abzuknöpfen. Ein softwaredefiniertes Fahrzeug (SDV) zeichnet sich dadurch aus, dass dessen Funktionen und Merkmale in erster Linie durch Software verwaltet und gesteuert werden. Dadurch lassen sich Aktualisierungen und neue Funktionen während des gesamten Lebenszyklus des Fahrzeugs per "Over-the-Air" (OTA) Updates einspielen. Und das kann man dann kostenpflichtig machen, die Lizenz zum Melken. Und wenn der Hersteller seine Server abschaltet (weil er pleite ist), funktioniert das Auto im schlimmsten Fall nicht mehr.
Die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge sinkt
Insider wissen, dass die PKWs, die Anfang der 90er Jahre auf den Markt kamen, in Sachen Zuverlässigkeit und Langlebigkeit an der Spitze liegen. Als Audi die Korrosionsprobleme der Karosserie durch Verzinkung in den Griff bekam, leitete dies eine Trendwende ein. Alle Hersteller investierten stark in Korrosionsschutz und Jahrzehnte konnte man wenige Fahrzeuge mit Durchrostungen auf den Straßen sehen. Auch die Probleme mit durchrostenden Auspuff-Töpfen, Steuerketten etc. bekamen die meisten Hersteller in den Griff. Meine Fahrzeuge der letzten 30 Jahre haben mich durch Unfälle und einmal durch ein kaputtes ESP-System verlassen.
Aber es gab den Lopes-Effekt, welcher die Zuverlässigkeit späterer PKW-Modelle ins Negative trieb. José Ignacio López de Arriortúa war ein Manager, der bei Opel (1987) und später bei VW (ab 1993) den Einkauf von Fahrzeugkomponenten auf "Preisdrückerei bis zum geht nicht mehr" einführte. Es wurde gespart, wo es nur ging, und Zulieferer reduzierten die Qualität der Teile auf das gerade noch erträgliche Maß.
Die zweite Welle kam dann mit der Digitalisierung in Fahrzeugen sowie mit dem anstehenden Wechsel auf Elektroantrieb. Moderne Fahrzeuge sind in ihren Funktionen überwiegend per Software definiert. Und das führt dazu, dass Fehler oft über Jahre nicht behoben werden können. Die Werkstätten können bei Problemen oft nicht weiter helfen, sondern müssen auf Software-Updates des Herstellers hoffen und warten.
Mir ist die Story eines Nachbarn noch im Ohr, dessen Audi ein Getriebeproblem hatte (irgend etwas in der Software hat nicht mehr hingehauen). Der Austausch sollte vor vielen Jahren 6.000 Euro kosten, ohne Gewähr, dass das Problem weg sei. Ok, in den 80er oder 90er Jahren konnte ein Getriebe auch mal durch Materialverschleiß kaputt gehen – kurzer Tausch und gut war. Aber so was?
Zum Wochenende kam meine Frau und erzählte, dass der Nachbar mit seinem zwei Jahre alten VW einige Hundert Kilometer zu einem Wochenend-Ausflug unterwegs war. Auf der Rückfahrt wollte er sich mit seiner Frau beim Fahren abwechseln. Ging aber nicht, weil die automatische Sitzverstellung streikte. Bei einer mechanischen Sitzverstellung ist mir so etwas bisher nicht zu Ohren gekommen.
Zum Wochenende las ich von einem Feuerwehreinsatz in Visselhövede. Eine Familie wollte Erdbeeren pflücken, weil es aber so heiß war, gingen die drei Kinder zum am Feldrand abgestellten BMW, um in das vermeintlich kühlere Fahrzeug – ein schwarzer BMW – einzusteigen. Und plötzlich ließen sich die Türen weder von innen noch von außen öffnen. Die Eltern riefen schließlich in ihrer Not die örtliche Feuerwehr. Die Feuerwehr kühlte das Auto und versuchte sich erfolglos am Öffnen des Fahrzeugs. Am Ende mussten die Retter ein Seitenfenster einschlagen, damit die Kinder aus dem überhitzten Fahrzeug herausklettern konnten. Hat es das früher auch gegeben?
Könnte man als anekdotische Anmerkungen abtun. Nun las ich zum Wochenende auf ecomento.de (Focus Online hatte es aufgegriffen), dass immer mehr Neufahrzeuge technische Probleme haben. Mängel in der Software, Ersatzteile, die monatelang nicht verfügbar sind und überforderte Werkstätten – und die Kunden haben das Nachsehen. Wenn ich ein neues Auto bräuchte, wüsste ich momentan nicht, was ich mir zulegen sollte. Wie ist eure Meinung zu diesem Thema.
Ähnliche Artikel:
EU-Kommission will für Alt-PKWs über 10 Jahre jährlichen TÜV
Alt-PKWs über 10 Jahre demnächst jährlich zum Tüv?
TÜV-Ärger, Mängelschleife soll wegfallen
Autofahrer-Abzocke mit Notruf-Batterie beim Auto?
Autovermieter will "Sprit für's E-Auto" bezahlt haben
Benzinpreis-Täuschung trickst Autofahrer aus
Ich fahre einen Citroên Berlingo HDI-Diesel mit 75PS, Baujahr 2010.
Inzwischen 210.000 Kilometer, Verbrauch 5 l ± 0,5l, je nach Fahrweise. Motor läuft wie neu, inzwischen natürlich Verschleißreparaturen. Um in diesem Frühjahr durch den TÜV zu kommem, musste ich für 2.000€ die Bremsanlage überholen lassen (die Bremsbeläge hinten waren noch die Erstausstattung!).
Kein Rost, das Problem haben die Hersteller offensichtlich im Griff. Bei meinem ersten Auto, einem Renault R4, war bereits nach wenigen Jahren der Fußraum durchgerostet.
Ich bin heilfroh, dass das Auto nur ein Minmum an Elektronik hat: Motorsteuerung, Airbags, ABS, Funkzentralverriegelung. Der Gipfel des Komforts: Scheibenwischerintervalle laufen beim Ampelstand langsamer. Wenn ich die Testberichte über den Piepsterror der Assistenzsysteme heutiger Autos lese, kommt mir das Grausen. Ich brauche keinen Spurwarner und habe rechtzeitiges Blinken und den Schulterblick beim Spurwechsel völlig automatisiert. Das Einzige, was ich ehrlicherweise vermisse, ist ein Tempomat.
Ohne es beweisen zu können, möchte ich behaupten, dass mein ökologischer Fußabdruck insgesamt gesehen geringer ist, als bei demjenigen, der sich 15 Jahre lang alle drei Jahre ein neues Auto gekauft hat!
Ich werde das Auto so lange fahren, wie es wirtschaftlich vertretbar ist.
Für einen Nachfolger würde ich eher einen guten gebrauchten Älteren als ein Neufahrzeug in Betracht ziehen.
Günter schreibt:
"Wenn ich ein neues Auto bräuchte, wüsste ich momentan nicht, was ich mir zulegen sollte."
Das geht mir genauso. Ich habe schon daran gedacht, dasselbe Auto aus dem Original-Baujahr 2009 bzw. 2010 in einem sehr guten Zustand "nachzukaufen" – so verzweifelt bin ich ;-)
Einen guten Gebrauchten kaufen, wo der Preis stimmt.
Bevorzugt von privat, in 1-2 Werkstätten durchprüfen lassen und einmalig eine Summe X für Reparaturen direkt nach dem Kauf mit einplanen.
Ich fahre ja ein fast 30 Jahre altes Auto – wenn ich aber mit Bekannten/Freunden mit wesentlich jüngeren/neueren Autos mitfahre, irritiert es schon manchmal – hier piept was, da leuchtet was, dort blinkt was, die Autos reden auch mit einem – das kann schon mal nerven, vor allem, wenn eigentlich nichts Weltbewegendes ist. Meiner wird höchstens laut, wenn der Auspuff abfällt – was letzte Woche der Fall war. Daß was nicht stimmt, hab ich dann auch ohne digitale Hilfe schnell gemerkt…
Trotz eines Luftwiderstandswerts vom Kölner Dom fahre ich bei einer Laufleistung von <5000km/a insgesamt recht "preiswert" mit meinem 7 Jahre alten Kangoo. Wird halt unregelmäßig mal alle 2-3, machmal alle 4 Wochen betankt, keine Ahnung, was Benzin kostet :) Dazu ist das Auto auch noch struntzdumm (seitens Bordcomputer), seinerzeit extra und vorausschauend so gekauft. Ich hoffe, der fährt noch ewig, ein Neues möchte ich nämlich nicht fahren müssen. Das nervt mich schon jedes mal zur Urlaubszeit, wenn ich mir ein "modernes" Auto mieten muss.
(M)Ein elektrifiziertes Lastenrad nimmt in unserer Familie bei vielen kleineren und manchmal auch größeren Besorgungen (gestern zwei Teppiche je 200cm ⌀ gleichzeitig damit herumgefahren – sicherlich sehenswert ;) die Stelle des Autos ein, und in meiner Kleinstadt kann man alles doch recht schnell mit dem Fahrrad erreichen. Meine Frau hatte mich dazu überredet – ich bin ihr immer noch dankbar dafür :D Vielleicht wird das mein künftiges "Auto", und für Fernstrecken immer ein Leihwagen. Dann ist das damit einhergehende Gepiepse zumindest nur temporär, und ich kann sagen: "is' nich' meins".
Ein Traumgedanke, der mich doch schon seit langer Zeit beschäftigt:
Was für eine gr0ße Chance für einen Anbieter, der sagt:
"Hier, bitteschön, ist unser einfaches, doch gutes Auto.
Es ist so gut verarbeitet, wie wir es verstehen, langlebig
und von bester Qualität. Es soll und wird Sie nicht
im Stich lassen, so Sie sich ihm ab und an zuwenden und
ihm die kleine Pflege geben, die es braucht, wie auch wir Menschen
sie brauchen. Das ist schnell getan und nachhaltig,
ressourcenschonent und weitergedacht, so wie wir es verstehen.
Sie, als der denkende Mensch und Besitzer werden stets bestimmen, wo es langgehen soll, denn nur Sie müssen ohne jeden Zweifel stets der verantwortliche Kapitän an Bord sein!
Unser Auto ist einfach, doch nicht schlau;
das dürfen Sie als wertgeschätzter Käufer selbst sein, weil Sie es können, so Sie es denn auch wollen…"
Ich selbst bin einer der letzten ausgebildeten Handwerksmeister der Photographie neben meinem Studium als Fachbetriebswirt und gebe Ihnen aus meinem Beruf einmal das folgende "Bild" an die Hand, was mich bis heute inspiriert:
Im hessischen Wetzlar ist ein mittelständisches Unternehmen ansässig, was seit über 100 Jahren, mit Höhen und Tiefen, doch ununterbrochen bis heute Kameras produziert, die stets nur der obengenannten Maxime folgten und folgen!
Dieses Unternehmen ist bis heute sehr erfolgreich und…wächst weiter!
(Mein Dankeschön fürs Mitlesen…)
Hier meine Tipps: Daimler Benz der Baureihen 201/123/124, auch gern H-Kennzeichen, Diesel, 2/2,5/3,0 Liter, Laufleistung kann 150.000 überschreiten, gepflegt mit Zahnbürste vom Rentner, Suche kann dauern, lohnt aber…