Moderne Technik neigt ja dazu, ein Eigenleben zu entwickeln und kuriose Ausfälle zu zeigen. Speziell bei modernen PKW finde ich das echt nervig. Beste Ehefrau von Welt sieht es positiv pragmatisch "warten wir ein wenig, vielleicht funktioniert es wieder". Aus meinem Fundus der Kategorie "Fehlentwicklungen" eine kleine Geschichte, wie ich ein ausgefallenes Autoradio durch kurzes Ausschalten des Motors "reparieren" konnte.
Das neue alte Auto
Es muss schon über 20 Jahre her sein, als der Vorfall passierte. Unser damaliges Auto war ein Gebrauchtfahrzeug, gerade einmal ein Jahr alt, und vom Händler meines Vertrauens (siehe Mein Autodealer fürs Leben) gekauft, weil es nach einem Unfall mit wirtschaftlichem Totalschaden schnell gehen musste.
Unser Vorgänger-Fahrzeug war auch ein Nissan Primera, aber die neuen Nissan Fahrzeuge gefielen uns nicht. Bernd, der Händler meinte "kommt mal mit, wie ich euch einschätze, habe ich genau das Fahrzeug, was passt. Ist ein Nissan Primera, gerade ein Jahr alt, den ich für meine Mutter gekauft hatte. Sie fährt jetzt einen neuen Wagen."
Das Auto passte halbwegs und war, "weil für Mutter gekauft" mit allerlei Schnickschnack ausgestattet. So gab es eine Taste, um die letzte Verkehrsmeldung aus einem Speicher abzurufen und erneut anzuhören. Ist mir im Gedächtnis geblieben – und die Audioanalage war wohl auch etwas besser.
In Erinnerung ist mir auch noch, dass meine Frau im Winter jammerte, weil "die Räder im Schnee nicht greifen" – und mir in den Ohren lag, das Auto zurück zu geben (wir hatten es aber bereits einige Tage gefahren, eine Rückgabe oder ein Umtausch kam nicht infrage, zumal ich bei Testfahrten nichts auffälliges feststellen konnte).
Ok, ok, das Auto hat uns nicht lange begleitet, irgendwann habe ich es auf einer Dienstfahrt kaputt gefahren – wirtschaftlicher Totalschaden, weil ich alle vier Seiten bei einem Dreher auf der Autobahn angedotzt hatte (ist etwas genauer im Beitrag Mein Autodealer fürs Leben ausgeführt). Meine Bemerkung zur Frau "Da haben wir aber richtig Glück gehabt, gut, dass das Auto fort ist, Du hast es ja eh nicht mehr leiden können", kam irgendwie nicht so dolle an. So viel zum Vorspann.
Der Italien-Urlaub
Es war die Zeit nach 2001, als wir jedes Jahr, manches Jahr zwei Mal zu Kurzurlauben nach Cannobio, am Lago Maggiore, gefahren sind. War genial, am See, direkt hinter der Schweizer Grenze in Cannobio bereits Italiens "la dolce vita" genießen, etwas in den Bergen um den See wandern und relaxen.
Cannobio am Lago Maggiore, Quelle: Wikimedia Mabit1 CC-BY-SA-4.0
Es lagen einige geniale Urlaubstage am Lago Maggiore hinter uns. Wir waren auf der Heimfahrt vom Lago Maggiore, und ich wollte vorm Gotthard-Tunnel noch den Radiosender wegen Verkehrsnachrichten wechseln. Ich hatte einen Schweizer Sender auf der Hinfahrt gespeichert, aber in Italien italienische Sender gehört.
Also Taste gedrückt, um einen Schweizer Sender aufzurufen, und plötzlich war der Ton weg – die Audioanlage war tot. "Was hast Du mit deinen dummen Fingern wieder kaputt gemacht … immer musst Du irgendwo drücken" scholl es vom Beifahrersitz von "beste Ehefrau von Welt". So ist sie halt eben, so kenne ich sie seit 51 Jahren. Sie dachte schon an zig Hunderte Euro für eine Reparatur. Aus- und einschalten des Radios half nicht, der Ton am Lautsprecher blieb weg.
Unkonventionelle "Reparatur"
Mann denkt "was könnte die Ursache sein?", wenn durch Drücken einer Taste am Armaturenbrett was kaputt geht, war das einfach Mist – konnte irgendwo nicht sein. Mit der weiblichen Logik von "beste Ehefrau von Welt" bin ich, was Technik betrifft, so gar nicht kompatibel. Als Ingenieur versuche ich die Sache technisch zu durchdenken und eine Erklärung zu finden. Irgendwo war schnell der Gedanke "das ist doch alles digital?" im Kopf.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich bin ja seit über 45 Jahren in der Rechnertechnik tätig. Und Computer neigen gelegentlich "zu seltsamem Verhalten", was oft durch einen Neustart behoben werden kann.
Ein Geistesblitz schoss durch den Kopf und gleichzeitig da war ein Hinweisschild auf einen kommenden Parkplatz an der Autobahn. Ich also auf den Parkplatz raus und den Motor ausgestellt. "Was willst Du denn jetzt …" scholl es vom Beifahrersitz. "Autoradio reparieren", entgegnete ich, startete den Motor erneut und plötzlich erscholl das Radioprogramm wieder in den Bordlautsprechern. Hatte mein Bauchgefühl nicht getrogen.
Automobile Fehlentwicklungen?
Das sind dann die Fälle, wo ich auf die Digitaltechnik fluche und lieber Mechanik oder analoge Technik bevorzuge. Wenn die kaputt ist, ist sie wirklich kaputt, kann aber ggf. repariert werden. Bei Digitaltechnik ist alles Black Box, wenn der obige Reparaturansatz scheitert, lässt sich nur noch auf Verdacht tauschen. Und wenn ich aktuelle Fahrzeuge sehe, wird mir ganz anders – deren Digitaltechnik ist Quell eines stetigen Übels, weil Funktionen nicht durchentwickelt oder fehlerhaft sind.
VW hat ein regelrechtes Desaster in dieser Hinsicht erlebt, und es wird in meinen Augen nicht besser. Gimmicks, die nicht interessieren, aber Fehlfunktionen verursachen. Und wenn der Hersteller pleite geht und seine Server abschaltet, sind die Funktionen des Autos tot. Tolle Wurst.
Mir kam schon die Idee, eine Seite als Technik-Nerd aufzusetzen, wo ich solche Fälle aufspieße. Aber hey, ich bin Rentner, meine Frau sagt "räum den Keller auf, statt zu träumen", und für mich stellte sich sofort die Frage "wo fang ich an, wo hör ich auf?". Also lasse ich die Schnapsidee und gebe nur solche Blüten wie hier zum Besten.
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Mein Autodealer fürs Leben
Im diesjährigen Urlaub in Finnland, abends an der Fähranlandestelle auf einer verkehrstechnisch erfassten Insel, nach vier Tagen von einer kleineren anderen, nicht verkehrstechnisch erfassten Insel zum Hybrid-Leihwagen zurückkehrend: Knopf der Zentralverriegelungs-Fernsteuerung gedrückt, und: nichts tut sich! Starterbatterie platt :( Kind und Kegel sind nicht begeistert…
Aber es ist ja lange hell… ;) Die andere beste Ehefrau der Welt kann zum Glück finnisch, telefoniert entsprechend finnisch mit dem Leihwagenverleiher (Englisch wäre sicherlich auch gegangen), und nach nur 8 Minuten steht der finnische gelbe Engel, nur finnisch sprechend, hilfreich zur Seite und kann das Auto wieder starten (war zum Glück schon wegen eines anderen Wagens in der Nähe).
Ich habe auf dem betreffenden Parkplatz bestimmt schon 20 Mal mein Auto abgestellt, und bin deswegen sicher, keine Lichter oder sonstwas angelassen zu haben (explizit vor Verlassen geprüft!): wieso kann sich ein modernes, neues Auto (hier Oktavia) so entladen, dass nichts mehr geht? Selbst wenn irgendwas angelassen wäre, müsste doch eine Schutzschaltung aktiv werden, bevor die Batterie zur Neige geht, und alles vor "Batterie jetzt leer" abschalten… aber nein, dem scheint nicht so…
Black Box, so ist es. Die steuert nämlich, dass das Auto schon Mal reagiert, wenn man an den Türgriff grapscht. Oder Regen prasselt. Oder ein Eichhörnchen drauf springt… Kaputte "Technik", nicht begeisternd :(
Die Gebrauchsanleitung des Auto war übrigens auf… finnisch, richtig. Google Übersetzung sei hier Dank ausgesprochen, denn die zu lesen und zu übersetzen hatte meine Frau dann doch keine Lust ;)
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