Es besteht die Gefahr, dass die E-Tretrollerverleiher versuchen, mit den Daten ihrer Kunden Kasse zu machen und diese an Dritte gegen Bares verkaufen. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar sorgt sich um genau dieses Geschäftsmodell.
Datensammler eScooter-Verleiher
Elektro-Tretroller von Vermietfirmen sind ja mit GPS-Empfängern ausgestattet, die die Fahrten der Mieter aufzeichnen. Über die Apps der Anbieter, die zur Ausleihe benötigt wird, fallen weitere Benutzerdaten an. Alles läuft bei den Verleihfirmen zusammen. Wenn dann die Einnahmen aus dem Verleih zu mager ausfallen, könnte mancher Anbieter dazu verleitet werden, die Kundendaten auszuwerten und an Dritte zu verkaufen.
Fall bei chinesischen Fahrradverleihern
Genau dieses Szenario gab es vor zwei Jahren bei chinesischen Fahrradverleihfirmen, die Nutzerdaten flugs an Dritte verkauften. Das ist zwar nach der Datenschutzgrundverordnung ohne Zustimmung der Nutzer unzulässig. Aber die Gefahr ist schlicht vorhanden, zumal einige Anbieter in den USA sitzen und dort andere Gesetze und Praktiken den Geschäftsalltag bestimmen. Der Verkauf der Daten europäischer Kunden wäre auch dort unzulässig – aber wer weiß, was so intern passiert.
Die Morgenpost hat das Thema gerade in diesem Beitrag aufgegriffen und zitiert den Hamburger Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar mit den Worten: "Bewegungs- und Standortdaten der Nutzer sind nicht nur für Verleiher, sondern auch für Geschäftspartner, Werbetreibende und lokale Anbieter von Waren und Dienstleistungen von Interesse." Und wo Daten sind, wachsen auch die Begehrlichkeiten.
Löschfristen für personenbezogene Daten sind bei #eScooter-Anbietern zu lang, moniert @vzbv-Rechtsexpertin @kerstinmhoppe in @ntvde.https://t.co/2jW5v1Yhzu
— Verbraucherzentrale (@vzbv) November 26, 2019
Auch die Verbraucherzentralen kritisieren in obigem Tweet, dass die Löschfristen für personenbezogene Daten bei eScooter-Verleihern zu lang sind.
Gefahr des Datenlecks durch Sicherheitslücken
Die Verleihfirmen streiten zwar die Weitergabe der Daten an Dritte ab, was aktuell auch wohl stimmen dürfte. Aber der Fall des Datenlecks bei VOI (Sicherheitslücke bei eScooter-Verleiher Voi, Daten abrufbar) zeigt die Risiken. Zudem gab es bei den bereits erwähnten chinesischen Fahrradverleihfirmen Datenskandale (siehe oBike-Nutzerdaten per Social Media abrufbar und oBike-Datenschutzskandal hat Nachspiel). Und von den Verbraucherzentralen haben die eScooter-Verleiher vor einiger Zeit auch kein gutes Zeugnis bezüglich der Datenerfassung bekommen (siehe Massive Kritik der Verbraucherzentralen an eScooter-Verleihern).
Daher sollten Kunden von Verleihfirmen zurückhaltend mit der freiwilligen Angabe von Daten sein. Denn Schwachstellen in Apps könnten auch die Daten in die Hände unbefugter Dritter gelangen lassen.
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