Drei Monate nach Freigabe der Elektro-Tretroller in Deutschland fordert der TÜV-Verband eine Ergänzung der eScooter-Verordnung. Helmpflicht, eine Null-Promille-Grenze und Blinker für die Fahrzeuge sind im Gespräch.
Preisfrage: Was ist ein 'Scheuer'? Ein teurer und unnötiger Schnellschuss. Egal ob PKW-Maut, Diesel-Nachrüstung oder Elektrokleinstfahrzeugverordnung. CSU-Verkehrsminister Scheuer pfeift auf die Ratschläge der Fachleute und drückt seine Entwürfe durch das Parlament. So war es auch bei der Elektrokleinstfahrzeugverordnung, die Elektro-Tretroller legalisiert.
- Eine geforderte Helmpflicht kam nicht – Fachleute hatten nahegelegt, Blinker vorzuschreiben – die Vorschrift kam nicht.
- Und besoffen eScooter fahren scheint, nach den Polizeiberichten, die mir so unter die Augen kommen, zum Volkssport mutiert zu sein.
Inzwischen häufen sich die Unfallzahlen – Mediziner fordern sogar schon ein Verbot der eScooter (Kassenärztlicher Chef fordert eScooter-Verbot). Insbesondere schwere Kopfverletzungen wegen fehlenden Helms machen den Ärzten Sorgen. Und Handzeichen auf dem eScooter geben, ist auch ein Problem. Sobald die Leute die Hand vom Lenker nehmen, wird das Gefährt instabil und es kommt zu Stürzen.
Drei Monate nach dem Start ist klar: #eScooter brauchen #Blinker. #TÜV-Verband fordert Ergänzung der eScooter-Verordnung. Bürger wollen weitere Sicherheitsvorgaben, die aber nur schwer durchsetzbar sind. #Helmpflicht #NullPromille https://t.co/jGdO9ApWqB pic.twitter.com/plVVQOtVWm
— TÜV-Verband (VdTÜV) (@vdtuev_news) September 12, 2019
Der TÜV-Verband schlägt in obigem Tweet jetzt deutliche Alarm und fordert eine Ergänzung der eScooter-Verordnung. Die Argumentation lautet, dass die Bürger weitere Sicherheitsvorgaben wollen.
(eScooter, Symbolbild, Quelle: Pexels, Magda Ehlers, freie Nutzung)
In diesem Beitrag (gelöscht) fordert der TÜV-Verband drei Monate nach der Einführung von E-Scootern in Deutschland eine Ausstattungspflicht der Elektrotretroller mit Blinkern. „Die Erfahrungen der vergangenen Monate mit E-Scootern haben gezeigt, dass das Abbiegen im laufenden Verkehr häufig zu gefährlichen Verkehrssituationen führt", sagte Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands (VdTÜV). „E-Scooter-Fahrer sollten die Hände unbedingt am Lenker lassen, um die Stabilität des Fahrzeugs nicht zu gefährden. Nachfolgende Verkehrsteilnehmer sehen dann aber oft zu spät, wenn Elektrotretroller die Fahrtrichtung ändern oder die Spur wechseln." Eine entsprechende Verpflichtung zur Ausstattung von E-Scootern mit „Fahrtrichtungsanzeigern" sollte, dem TÜV-Verband nach, zügig in die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV) aufgenommen werden.
Forsa-Umfrage: Deutsche fordern mehr Sicherheit
Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands sind 70 Prozent der Bundesbürger der Meinung, dass alle E-Scooter mit Blinkern ausgerüstet werden sollten. Auffällig ist, dass Frauen hier deutlich sicherheitsorientierter sind als Männer. 81 Prozent der weiblichen Befragten sind für eine Blinker-Pflicht, aber nur 59 Prozent der Männer. Interessant sind auch weitere Ergebnisse einer Umfrage, in der die Bundesbürger zusätzliche Sicherheitsvorgaben für die Nutzung von Elektrotretrollern fordern.
- 82 Prozent der Deutschen sind der Ansicht, dass für E-Scooter-Fahrer eine Null-Promille-Grenze gelten sollte und 73 Prozent sind für eine Helmpflicht.
- Auch hier sind Frauen deutlich sicherheitsaffiner als Männer. Knapp neun von zehn Frauen (89 Prozent) sind für eine Null-Promille-Grenze im Vergleich zu 74 Prozent der Männer.
- Für eine Helmpflicht plädieren 81 Prozent der Frauen und 65 Prozent der männlichen Befragten.
Immerhin 58 Prozent der Bundesbürger sind sogar der Meinung, dass E-Scooter-Fahrer mindestens einen Mofa-Führerschein vorweisen sollten. Die Ausbildung vermittelt grundlegendes Wissen über die Verkehrsregeln und umfasst sechsmal 90 Minuten Theorie in der Fahrschule sowie einmal 90 Minuten praktisches Üben. Es folgt eine rein theoretische Prüfung mit 20 Fragen. Das könnte gerade für jüngere E-Scooter-Nutzer sinnvoll sein, die weder über einen Auto- noch einen Motorradführerschein verfügen. E-Scooter dürfen ab einem Alter von 14 Jahren gefahren werden.
In der Praxis dürften schärfere Sicherheitsvorgaben allerdings nur schwer durchsetzbar sein. Der TÜV-Verband setzt sich zwar für eine Helmpflicht ein. Bisher ist das Tragen eines Helms laut Straßenverkehrsordnung aber erst für Fahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von mehr als 25 Km/h vorgeschrieben. E-Scooter dürfen dagegen nicht schneller als 20 Km/h fahren. Auch eine Null-Promille-Grenze für eine einzelne Fahrzeugkategorie ist derzeit kaum zu rechtfertigen. Der TÜV-Verband setzt daher auf eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit. „Alle Beteiligten, allen voran E-Scooter-Verleiher, Händler und Behörden, sollten auf die Risiken der Elektrotretroller aufmerksam machen", sagte Bühler. „E-Scooter-Fahrer sind im fließenden Verkehr ohne Knautschzone oder Schutzkleidung unterwegs." Zudem müsse bekannter werden, dass bei der Nutzung von E-Scootern für den Konsum von Alkohol und Drogen die gleichen Regeln gelten wie beim Auto- und Motorradfahren.
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