Alkohol: Selbst ein Bier schon zu viel?

GesundheitZu viel Alkohol ist ungesund, das ist bekannt. Eine neue Studie behauptet nun allerdings, dass selbst kleinste Mengen Alkohol bereits die Gesundheit schädigen und mehr Opfer als gedacht fordern.

Eine Übersichtsstudie (August 2018)

Die Studie Alcohol use and burden for 195 countries and territories, 1990–2016: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2016 wurde am 23. August 2018 im The Lancelet veröffentlicht. Ausgewertet wurden Daten aus 694 Einzelstudien zum Alkoholkonsum. Zudem wurden 592 Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Alkoholkonsums herangezogen. Der Betrachtungsraum reicht von 1990 bis 2016 und schließt Daten von 28 Millionen Menschen aus 195 Ländern ein.

Wein
(Quelle: Pexels / Kaboompics.com CC0 Lizenz)

Die Forscher schreiben: Der Alkoholkonsum ist ein führender Risikofaktor für Tod und Behinderung, aber sein Gesamtzusammenhang mit der Gesundheit bleibt angesichts der möglichen Schutzwirkung eines mäßigen Alkoholkonsums unter bestimmten Bedingungen komplex. Aber mit dem umfassenden Ansatz zur Gesundheitsbilanzierung im Rahmen der Global Burden of Diseases, Injuries, and Risk Factors Study 2016 wurde für 195 Standorte (Länder) im Zeitraum von 1990 bis 2016 verbesserte Schätzungen des Alkoholkonsums und der alkoholbedingten Todesfälle und behindertengerechten Lebensjahre (DALYs) für beide Geschlechter sowie für 5-jährige Altersgruppen zwischen 15 und 95 Jahren und älter erstellt.

Die wichtigsten Aussagen der Studie

Für eine schnellen Überblick habe ich mal die wichtigsten Kernaussagen aus dieser Übersichtsstudie herausgezogen:

  • Weltweit war der Alkoholkonsum im Jahr 2016 der siebtgrößte Risikofaktor für Todesfälle (hinter Rauchen oder Bluthochdruck).
  • Der Grund: Alkohol begünstigt bestimmte Krankheiten wie Bluthochdruck, Krebs oder führt zu (Auto-)unfällen mit Tod oder Behinderung als Unfallfolge.
  • In der Bevölkerung ab 50 Jahren machten Krebserkrankungen im Jahr 2016 einen großen Teil der gesamten alkoholbedingten Todesfälle aus.
  • Der Alkoholkonsum, der die gesundheitlichen Folgen minimierte, lag bei Null Standardgetränken pro Woche.

Die Wissenschaftler definieren den Genuss eines Standardgetränks täglich als 10 g reiner Ethylalkohol. Allerdings muss man sich die Zahlen schon etwas genauer ansehen – die Redaktion der Zeit hat das hier getan. Bei der Auswertung von 23 besonders häufiger Gesundheitskomplikationen ergaben sich bei 100.000 Menschen folgende Zahlen:

  • kein Alkoholkonsum: Erkrankungen pro Jahr 914
  • Alkoholkonsum: ein Glas Wein/Bier pro Tag, Erkrankungen pro Jahr 918
  • Alkoholkonsum: zwei Glas Wein/Bier pro Tag, Erkrankungen pro Jahr 977
  • Alkoholkonsum: fünf Glas Wein/Bier pro Tag, Erkrankungen pro Jahr 1.252

Die Unterschiede zwischen Abstinenzlern und gelegentlichen Alkoholkonsumenten sind minimal. Dort davon zu schreiben, dass es 'kein sicheres Level von Alkoholkonsum gebe', ist der Sache in meinen Augen nicht förderlich. Ob nun vier Menschen von 100.000 durch den Konsum von einem Glas Wein oder Bier pro Tag alkoholbedingt erkranken, macht für meinen Geschmack keinen Unterschied – zumal mir unklar ist, ob da wirklich andere Risikofaktoren statistisch sauber eliminiert wurden. Und wie hoch die Risikofaktoren durch ungünstige Ernährung oder Umwelteinflüsse im Vergleich zum Risiko bei minimalem Alkoholkonsum sind, wird durch die Studie auch nicht beantwortet.

Kritik an den Null-Toleranz Studienaussagen

Die Zeit zitiert denn auch David Spiegelhalter, Professor für Risikoverständnis an der Uni Cambridge, der die Aussage 'es gibt keine Untergrenze für den Genuss von Alkohol ohne Gesundheitsschäden' der Studie kritisch sieht, mit:  "1.600 abstinente Menschen müssten jährlich zusammen 50.000 Flaschen Gin trinken, damit ein zusätzliches Gesundheitsproblem entstünde. … Es gibt auch kein 'sicheres' Level von Autofahren, aber die Regierung empfiehlt den Menschen ja auch nicht, gänzlich aufs Autofahren zu verzichten."

Unter dem Strich also in meinen Augen nichts neues. Wer zu viel trinkt, schädigt seine Gesundheit, aber das wussten wir ja schon lange. Möglichst wenig Alkohol trinken, ist der Gesundheit förderlich, auch das ist bekannt (wobei sehr moderater Alkoholgenuss sich positiv bei bestimmten Krankheiten des Herzens auswirkt). Und wer ein Glas Wein trinkt und dann deswegen verunfallt, ist auch ein Opfer das Alkohols.

Aber dadurch auf ein gelegentliches Glas Wein (oder Bier) zu verzichten, nur um 'sicher' zu sein? Ich weiß nicht – man kann auch zum Lachen in den Keller gehen – stolpert auf der Treppe und kommt mit Genickbruch ums Leben. Das Leben ist nicht ohne Risiko und am Ende mit Sicherheit tödlich.

PS: Es scheint momentan eine Art Welle für solche Studie zu geben. Im April 2018 erschien diese Studie in The Lanced, die sich ebenfalls mit dem Risiko von Alkoholkonsum befasst. Ich hatte im Blog-Beitrag Alkohol: Auch kleine Mengen verkürzen das Leben darüber berichtet.

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