Vom "neuen" Navi und Frau in die "Pampa gelotst"

VW-KäferGelegentlich liest man ja in der Zeitung, dass ein PKW-Besitzer seinem Navigationsgerät zu sehr vertraut und im Wasser eines Flusses (wo eine Fähre verkehrt) landet, oder an einem gänzlich anderen Ziel landet. Heute möchte ich eine kleine Geschichte aus diesem Genre zum Besten geben, die mir vor vielen Jahren passiert ist. Mit beteiligt: Ein neues Navi und meine Frau.

Das genaue Jahr, in der Geschichte spielt, erinnere ich nicht mehr, aber wir müssen ein Auto ohne werksseitig eingebautes Navigationssystem besessen haben. Aber zuerst ein "kleiner Blick" auf die damalige Situation und das "Drum-Herum". Denn es gibt eine Zeit "vor Navi" und eine Zeit "ich verlasse mich auf das Navi".

Die Zeit "vor frag das Navi"

Ich selbst habe mir früher die Wegstrecke per Karte anschaut und die groben Wegepunkte gemerkt. Den Rest konnte man mit Autobahn- und Straßenbeschilderung gut lösen. Klappte seit den 70er Jahren, wo es noch keine Navis gab. Nur in Städten war es schwierig, da benötigte man einen Stadtplan. Später habe ich mir die Wegbeschreibung mit Google Maps ausgedruckt.

Irgendwann hatte ich dann (so um 2008) eine sogenannte GPS-Maus, die das Satellitensignal mit den GPS-Informationen empfangen konnte. Eine Software, die ich auf einem kleinen Notebook installiert hatte, ermöglichte einen Navi-Betrieb. War etwas sperrig, funktionierte aber, wenn wir in Urlaub fuhren. Später ließ sich so etwas mit einem iPad 1 und ggf. mit einem Android-Handy mobiler erledigen, war als Navi in Städten ganz hilfreich, wenn man zu Fuß unterwegs war.

Noch ein kleiner Schlenker, bevor es zur Sache geht. Autofahren mit "beste Ehefrau von Welt" ist bei Borns eh etwas spezielles. Bin ich als Beifahrer dabei, döse oder schlafe ich den größten Teil der Fahrt – Frau wird es schon richten. Das Mädel fährt wie "ein Engel" – jetzt komme ich, weg da. Doof ist lediglich, wenn ich im Halbschlaf gefragt werde "hätte ich bei der Abfahrt eben von der Autobahn abfahren müssen?", und diese Abfahrt erstens längst vorbei ist und ich, aus dem Schlaf aufgeschreckt, keinen Plan habe, wo wir gerade lang fahren.

Sitzt Frau auf dem Beifahrersitz, bekommt das Bodenblech eine Delle, weil da jemand ständig mit bremst – und oft der Aufschrei "Obacht, da hättest Du aber fast den Begrenzungspfahl mitgenommen, pass auf, da steht ein Pfosten …". Ich bilde mir ein, ich tanze und fahre wie ein junger Gott – das Tanzen ist eine eigene Geschichte, lasse ich jetzt mal weg, da sind wir Millionen Mal "geschieden worden". Das mit dem Fahren ist nach 51 Jahren noch nicht endgültig zwischen uns beiden geklärt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder muss ich wie der Henker unterwegs sein – was eher nicht stimmt, gelegentlich kommt "Du fährst heute aber wieder wie ein Opa, mach mal schneller". Ok, Frau hat Recht, ich fahre dann 45 km/h, wo 50 km/h erlaubt sind. Oder es trifft das Eingeständnis meiner Frau zu: "ich kann nichts für, sieht für mich von der Beifahrerseite so aus, als ob wir jeden Augenblick einen Unfall bauen".

Ok, der Schadensfreiheitsrabatt liegt aktuell irgendwo bei 30 %, weiß gerade nicht, wie viele Jahre schon – aber es gibt gelegentlich Kleinigkeiten wie Kratzer im Lack, manchmal von meiner Frau, manchmal von mir, verschuldet. Nur die Theorie, dass Mann täglich beim Autofahren drei Unfälle baut, ist unter dem Aspekt etwas wackelig.

Ok, ich habe schamlos geflunkert, ich fahre nicht täglich, sondern selten – überlasse das gerne meiner Frau und sitze ganz entspannt auf dem Beifahrersitz. Und wenn das Mädel mal wieder Kilometer um Kilometer auf der Mittelspur der Autobahn unterwegs ist, verkneife ich mir inzwischen die Bemerkung "in Deutschland herrscht Rechtsfahrgebot". Es kam da immer die Antwort "Ich darf das, rechts und links und vor uns doch alles frei …". Falls sie dann von hinten angeblinkt wird, weil sie die Spur mit 130 km/h blockiert und "Du Idiot" raus lässt, kann ich mir ein innerliches Grinsen aber nicht verkneifen, kleiner Triumph muss sein. Äußerlich mache ich natürlich auf Pokerface und sage "lass ihn doch hupen und blinken".

So viel als Vorspann zum Thema "Autofahren bei Borns" – ich tiefenentspannt auf dem Beifahrersitz, oder gelegentlich genervt, vom auf dem Beifahrersitz "mit steuernden" Ehefrau. Inzwischen bevorzuge ich die tiefenentspannte Mitfahrt. Beste Frau von Welt hat mich seit ca. 50 Jahren noch immer sicher ans Ziel gebracht. Über dem Rest steht Mann einfach drüber.

Ein neues Navi muss her

Problem an der Geschichte: Beste Ehefrau von Welt hat so gar keinen Orientierungssinn und hielt von meinen oben skizzierten Lösungen (Karten lesen, Selbstbau-Navi mit Notebook) wenig. Irgendwann zwischen 2010 und 2015 äußerte meine Frau, dass sie sich jetzt häufiger um ihre betagten Eltern in 200 km Entfernung kümmern müsse und endlich ein Navi fürs Auto gebraucht werde.

Konnte ich sogar irgendwie verstehen, wenn ich auch nicht so die dringende Notwendigkeit für ein Navi sah. Denn den Weg zu den Schwiegereltern waren wir zig Mal gefahren, und sie benutzte auch später die verfügbaren Navis eigentlich nicht – zumindest, wenn ich als Beifahrer dabei war. Ich bin zur Vorsicht mit in einen Elektronikmarkt gefahren, um größere Katastrophen beim Navi-Kauf zu vermeiden. Nach einer groben Vorauswahl durch mich ließ ich sie zwei, drei Modelle bedienen, um zu sehen, ob sie mit klar käme. Dann wurde ein Navi gekauft und ich dachte, "der Drops ist gelutscht" …

Mann lässt Frau mal machen

Nun stand also die erste Fahrt zu den Schwiegereltern an, und Frau meinte "Du fährst". Ich so: "Dann schließt Du das Navi an, programmierst es und lässt die Route ermitteln" – sie sollte es ja lernen. Zudem "löckte mich der Stachel", denn tief im fiesen Hinterkopf lauerte der Gedanke "mal schauen, ob sie es auf die harte Tour lernen muss".

Zum Hintergrund: Ich bin ja so eher der Typ, der mehrfach kontrolliert, ob alles in Ordnung ist, und das Navi-Ziel auch korrekt eingegeben wurde und zumindest plausibel ist. "Du immer mit deinen Kontrollen, wir haben es doch gerade eingegeben", ertönt es, wenn ich am Navi die Route nochmals mit der Kartendarstellung kontrolliere. Ich kenne ja mein Mädel seit 51 Jahren. Früher bin ich nach Karte im Kopf gefahren und ignoriere auch mal Navi-Teilstrecken, weil ich die optimalere Fahrstrecke kenne. "Du immer mit deiner extra Wurst, höre auf das Navi.", hieß es häufiger.

Kurz vor Fahrtantritt zu den Eltern in der Eifel meinte ich: "Dann programmiere mal das Navi, damit wir nach Wittlich kommen, schließlich willst Du das auf den nächsten Fahrten nutzen. Ich fahre dann nach Navi-Anweisungen." Gesagt getan, das Mädel programmierte das Fahrtziel und ich kontrollierte nicht, sie wird schon wissen, was sie tut, will mit meinen Kontrollen nicht schon wieder als "ewiger Bedenkenträger" gelten ("meinst Du, ich kann nicht mal ein Navi bedienen?", also "vermintes Gelände").

Dann ging die Fahrt auch schon los, sah alles gut aus. Aber ich wunderte mich, dass das Navi uns bei Limburg von der Autobahn in Richtung Westerwald lotste (eigentlich hätte es bis Koblenz auf der Autobahn weiter gehen müssen). Gut, vielleicht gibt es einen Stau und eine coole Abkürzung, dachte ich so bei mir. Als wir aber fett im Westerwald immer weiter von der Richtung zu unserem Ziel abkamen, kam mir die Gewissheit "da stimmt was nicht, Navi lügt oder ist falsch programmiert". Also auf dem nächsten Rastplatz angehalten und das Navi gegriffen, um das Fahrziel zu prüfen.

Frau hatte schon den Blick, der töten kann (jetzt prüft er wieder meine Navi-Eingabe, der hält mich für doof). Aber mir fielen die Augen aus dem Kopf, statt Wittlich in der Eifel hatte "dat Mädel" Willich in Hessen eingetippt. Navi stimmte, aber das Ziel war falsch. "Ich habe das Ziel richtig eingegeben, das Navi ist falsch…", war die Antwort. Da ist jegliche Argumentation meinerseits nutzlos …

Meine Erkenntnis: In manchen Dingen sind Frau und meine Wenigkeit einfach nicht kompatibel. Sozusagen "Frau und Technik", aber alles üble Vorurteile. Ich habe es auf das Konto "Lehrgeld für das Mädel" gebucht. War auch kein Drama, nur dauerte die Fahrt von typischerweise zwei Stunden ohne Navi dieses Mal halt mit Navi drei Stunden. Es führen viele Wege nach Rom, hieß es früher. Ach ja, das Mädel auf dem Beifahrersitz war dann doch einige Zeit recht kleinlaut.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, Fehler können immer passieren und passieren mir auch andauernd. Und ich höre häufiger "Du weißt alles besser, alter Rechthaber", oder sie reklamiert "ich habe immer Recht, ist halt so" … gaaanz selten kommt ein "gut, hast ja Recht gehabt". So geht Leben, die Summe der verhinderten Katastrophen und Kompromisse.

Beste Ehefrau von Welt hat viele Talente und Stärken, da lasse ich nichts drauf kommen. Aber Navi kontrollieren, Handy bedienen, mit einem Notebook und bestimmten Programmen umgehen, sowie manche Sachen am Auto beachten, gehört eher nicht dazu. Dafür habe ich an anderen Stellen meine zwei linken Hände – z. B. beim Kochen (wie ich im Beitrag Der Kochunfall: Mousse au Chocolat … beichten musste). In Summe ist es eine gute Kombination, wo sich Zwei seit einem halben Jahrhundert ergänzen. Und beim Rest gilt "der oder die Klügere gibt nach" – wechselweise.

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