Spannende Erkenntnis der Wissenschaft, gepaart mit einer neuen These. Eine Bleivergiftung könnte dazu geführt haben, dass die Neandertaler ausstarben, während der moderne Mensch durch seine Gene besser auf die Umwelt vorbereitet war.
Normalerweise wird jeder denken "Bleivergiftung ist ein Fluch der Moderne" – aber bereits die Römer litten durch Wasserrohre aus Blei sowie Geschirr aus dem gleichen Metall an einer Bleivergiftung. Ich hatte im Blog-Beitrag Hat Bergbau der Römer Europa dümmer gemacht? über eine interessante wissenschaftliche Erkenntnis berichtet. Eine Studie, die sich auf die Analyse von Bohrkernen aus Grönland und der russischen Arktis stützt, hat die Erkenntnis hervor gebracht, dass die Bergbauaktivitäten in der Römerzeit eine hohe Bleibelastung in der Atmosphäre bewirkten. Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Bleibelastung in der Atmosphäre den IQ der Europäer um 2 bis 3 Punkte gesenkt habe.
Und dann gab es noch den Blog-Beitrag Neandertaler-Kinder und die Bleivergiftungen von mir, der sich mit Bleivergiftungen von Kindern der Neandertaler befasste. Zähne von Neandertaler-Kindern, die vor 250.000 Jahren in Südfrankreich lebten, zeigten, dass die Kinder unter hoher Bleibelastung litten. Es ist daher davon auszugehen, dass die Neandertaler bleihaltige Nahrung zu sich genommen habe, denn in der Gegend, wo die Kinder lebten, gibt es heute Bleiminen.
Hat Bleivergiftung zum Aussterben geführt?
Nun bin ich kürzlich auf scinexx.de auf eine weitere wissenschaftliche Erkenntnis gestoßen. Renaud Joannes-Boyau von der Southern Cross University in Australien und seine Kollegen haben 51 fossile Hominiden-Zähne aus den letzten rund zwei Millionen Jahren auf eine Bleibelastung hin untersucht. Die Zähne stammten laut Artikel von Menschenaffen, Vormenschen wie Paranthropus und Australopithecus, vom Neandertaler und vom Homo sapiens aus Afrika, Asien und Europa.
Bei der Untersuchung des Zahnschmelzes fanden die Wissenschaftler in 73 Prozent der Proben eine erhöhte Bleibelastung. Dies kann durch Vulkane, oder Umwelteinflüsse wie mit Blei kontaminiertes Wasser sowie Nahrung passiert sein. Allerdings haben die Wissenschaftler noch etwas anderes herausgefunden.
Hominoiden besitzen das NOVA1-Gen, welches für die Intelligenz und Sprachentwicklung entscheidend ist. Beim Neandertaler ist die archaische Variante des NOVA1-Gens vorhanden, während der moderne Mensch eine moderne NOVA1-Genvariante besitzt.
Die Wissenschaftler züchteten dann sogenannte Hirnorganoide, also aus Hirnzellen bestehende "Mini-Hirne" – einmal mit der archaischen Form des NOVA1-Gens und einmal mit der modernen Form des NOVA1-Gens. Dann setzten die Forscher die Hirnorganoide Bleibelastungen aus und maßen, wie stark die so ausgelösten Störungen waren. Bei den Neandertaler Hirnorganoiden führte eine Bleibelastung zu größeren Störungen im Vergleich zu den Hirnorganoiden mit Genen moderner Menschen.
Die Forscher schließen daraus, dass die Bleibelastung den Neandertalern stärker als den modernen Menschen zugesetzt habe. Dies war ein Nachteil für die Neandertaler, so dass der moderne Mensch Vorteile ziehen konnte. Das führte möglicherweise dazu, dass der moderne Mensch sich ausbreitete, während die Population der Neandertaler langsam ausstarb.
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